HAI LIFE – SharkSchool meets Brandenburg
HAI LIFE – SharkSchool meets Brandenburg

HAI LIFE – SharkSchool meets Brandenburg

HAI
Das Leben aus der Sicht eines Hais
LIFE

 

Frankfurt (Oder) | rsh | 11.01.2019

Wie kommt man auf die Idee, einen Vortrag über Haie in Frankfurt (Oder) zu veranstalten? Die Antwort darauf ist so komplex wie gleichzeitig simpel. Im Jahr 2012 plante ich eine Reise nach Mexico um mit dem wohl bekanntesten Hai, dem Großen Weißen Hai, zu tauchen. Beinahe jeder aus meiner Familie, Freunde und Kollegen stellten mir dieselbe Frage: „Bist du irre?“

Hier musste ich feststellen, dass grundlegend ein falsches Bild über diese Top-Räuber der Meere in den Köpfen der Menschen existiert und beschloss mitzuhelfen, dieses Bild zu korrigieren.

Denn wer sich intensiver mit den Haien beschäftigt erkennt recht schnell, dass diese Tiere alles andere als blutrünstige Monster sind die nur darauf aus sind uns Menschen zu fressen, wie immer wieder gern seitens der Medien kolportiert wird. Tatsächlich ist es so, dass diese Tiere eher scheu sind als denn angriffslustig. Und es sollte endlich mit der Mähr aufgeräumt werden, dass Haie Surfer mit Robben verwechseln würden und daher diese „angreifen“.

Da ich Erich Ritter auf meiner Hai-Reise im Oktober 2012 persönlich kennenlernen durfte wurde mir schnell klar, dass er hier der Richtige dafür wäre. Allerdings sollte es dann noch weitere 6 Jahre dauern, bis ich die Gelegenheit auf der Boot 2018 beim Schopf packte und ihn direkt gefragt habe, ob er mit seiner Vortragsreise auch einmal nach Frankfurt (Oder) kommen würde. Seine erste, spontane Antwort: „Wo liegt das?“. Dann stellte er fest, dass er bisher weder so weit im Norden und schon gar nicht so weit im Osten des Landes unterwegs gewesen ist. Und dann war alles nur noch Formsache und am 11. Januar 2019 wurde aus der Idee Wirklichkeit.

Blaue Vorhänge, gedimmtes blaues Licht sowie sanfte Walgesänge empfingen Erich, Andy und die Besucher im ausverkauften KAMEA.

Foto: © Jörg Arnold, Berlin

Hier begeisterten Erich Ritter und Andy Dellios mit Fakten über die Haie und Episoden aus dem Forscherleben von Erich Ritter. Das interessierte Publikum konnte mehr über die zentralen Fragen des Vortrages wie „Was bedeutet es, ein Hai zu sein?“, „Wo wächst er auf?“, „Wo lebt er?“, „Welche Probleme begleiten ihn im Alltag?“, „Ist er ständig auf Futtersuche?“, „Hängt er mit Hai-Freunden ab?“, „Tut er auch einmal nichts?“, „Was treibt seine Neugier an?“ und nicht zuletzt, „Warum hat er Angst vor uns Menschen?“ erfahren.

Foto: © Jörg Arnold, Berlin

Und so verfolgten die Zuschauer, begleitet von eindrucksvollen Bildern auf der großen Leinwand, mit welchen Gefahren der Hai von Geburt an zurechtkommen muss. Seien es die immer weiter verschwindenden Mangroven, als quasi Kinderstube der meisten Haie,  oder aber die Langleinenfischer und großen Netze (als Schutz der Badeküsten vor Haien gedacht) bis hin zu ihren größeren und stärkeren Artgenossen, die vor einem kleinen Hai kein Halt machen.

Eindrucksvoll zeigten Erich und Andy dem teilweise staunenden Publikum, dass jedes Tier einzigartig ist und demonstrierten dies anhand von Videos verschiedener Tiere auch derselben Art. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass Haie nach wie vor Raubtiere un

d daher zum Kuscheln nicht geeignet sind. Als ein Kernelement des Vortrages wurde schnell deutlich, dass belastbare Erkenntnisse über das Wesen und Verhalten der Haie nur durch eines erreicht werden kann: lange und genaue Beobachtung.

Foto: © Jörg Arnold, Berlin

Auch das gezielte Herbeiführen immer wieder derselben Situation dient in der Forschung dazu, Verhaltensmuster der Haie zu erkennen und zu deuten.

Immer wieder kamen Erich und Andy auf das Thema Hai-Schutz zu sprechen, was in manchen Phasen des Vortra

ges etwas verwirrend wirkte. Aber es muss halt an dieser Stelle klipp und klar gesagt werden: nicht die Haie sind die „blutrünstigen Monster“ sondern wir Menschen! 70 – 100 Mio. Haie werden jährlich als s.g. Beifang, durch gezieltes kommerzielles Fischen und durch so genannte Sportfischer getötet. Und wofür? Für Haiflossensuppe, für ihr Gebiss, für Geld und für das eigene Ego … Haie töten um zu überleben, nicht für ihr Ego.

Foto: © Jörg Arnold, Berlin

Ursachen hierfür sind u.a. die hohen Gewinnmargen im Flossenhandel, die höher sind als im Drogenhandel. So erhält ein Fischer je nach Größe der Flosse im ungetrockneten Zustand ca. 10-20 U$, wogegen die dann getrocknete Flosse mit bis zu 1.000 U$ je 500g verkauft werden. Auch große Gebisse von Tiger- und Weißhaien können Werte bis zu 60.000 U$ erzielen! Aber auch und gerade der Ruf der Haie, sie seien „Monster“, „Menschenfresser“ bzw. „Killer“ tragen dazu bei, dass ein großangelegter Protest über gezieltes Töten dieser Tiere weltweit ausbleibt.

Aber eben wegen dieser Gewinnmargen und weil man heutzutage noch viel zu wenig über die Hai weiß, über ihre Wanderrouten, Paarungsverhalten etc. ist es auch so schwer, diese Tiere zu schützen. Andy und Erich wiesen darauf mehrfach hin: es ist nicht fünf VOR zwölf sondern eigentlich schon fünf NACH zwölf. Leider.

Foto: © Jörg Arnold, Berlin

Und obwohl wegen der trüben Aussichten für die Haie schon etwas Wehmut aufkommen könnte, bleibt den Besuchern die Begeisterung und Hingabe für diese Tiere bei Erich und Andy nicht verborgen.

Fazit des Abends: bei den Besuchern im KAMEA haben wir es geschafft, die Sicht auf den Hai zu verändern. Also werden wir nicht aufgeben und weiterhin alles dafür tun, die breite Masse für das Thema Hai zu sensibilisieren um vielleicht irgendwann eine richtig breite, unübersehbare und unüberhörbare Lobby für diese faszinierenden Tiere zu schaffen.

Hoffentlich ist es für die Haie dann noch nicht zu spät.   

 

Robert Heitkamp
schwebeteilchen.de

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